Sechs Küken bleiben nach Kämpfen ums Revier nun elternlos zurück
Morgens Ende Juni an den wunderschönen Schlegeler Teichen in der Oberlausitz. Frösche quaken lautstark. Noch gehört das Naherholungsgebiet den Tieren. Doch die Idylle täuscht. Hier spielen sich Dramen ab. Und wir Menschen – die wir mal vorbeikommen – wir können nur zuschauen. Denn nicht nur in fernen afrikanischen Steppen bleiben die Schwächeren auf der Strecke, wenn in der Natur der Platz um das Revier entbrennt.

Doch so ganz harmonisch lief es in diesem Frühjahr von Anfang an nicht ab. Vertrieb doch lautstark und äußerst konsequent erst ein Nilgänsepaar alle kleineren Wasservögel vom unteren Teich. Sie hüten inzwischen vier Küken. Lediglich ein Schwanenpaar blieb von ihren Attacken verschont. Das brütete heimlich im Schilfnest. Am oberen Teich hingegen blieb ein Schwanenmann im April ohne seine Frau auf einem Nest voller Eier zurück. Wir morgendlichen Teichgänger vermuten, der Wolf aus dem Oberwald hat die sich zur Fütterung für seine Welpen geholt.

Tja, und dann wanderte unten ein weiteres, ein stärkeres Schwanenpaar zu. Mit nur noch einem Küken. Die anderen sind vermutlich vor oder während des “Umzuges” von wo auch immer im Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben. Und nach der Ankunft der neu Zugezognen gab es Krieg zwischen den Großvögeln um den Wohn- und Lebensraum. Ich habe davon lange nix mitbekommen. Wenn ich früh die Teiche mit Hund umrundete, da schwamm alles friedlich auf dem Wasser. Aber plötzlich fehlte der Papa Schwan. Und die allein erziehende Mutter wirkte zunehmend gestresst.

Bis gestern. Jetzt ist die Mutter der Kleinen auch noch weg. Vertrieben. Die sechs kleinen Verlassenen versuchen also, im Schilf Deckung vor den siegreichen und auf dem Wasser patrouillierenden Invasoren zu finden. Ein vergebliches Unterfangen. Dulden doch die neuen gefiederten “Platzhirsche” keine fremden Küken auf ihrem neu erkämpften Teich.
